Spannendes Zeitdokument – ein Gemeindebrief aus dem Jahr 1975 ruft zur Spende für die „Vietnamhilfe“ auf

Matthias Mersch und Petra Schlömer mit einer abmontierten Sitz- und Kniebank

Werkstätten Karthaus geben Kirchenbänken ein zweites Leben

Wer demnächst einen kleinen Holzengel, ein Holztablett oder einen Flaschenöffner mit Holzgriff aus den Werkstätten Karthaus erwirbt, hält vielleicht einen kleinen Teil einer Kirchenbank in der Hand. Zwischen dem Bistum Münster, genauer gesagt der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser in Münster, und den Werkstätten hat sich nämlich eine nicht ganz übliche Kooperation ergeben: Im Zuge einer Umgestaltung der Inneneinrichtung ihrer Kirche St. Michael in Münster-Gievenbeck sortierte die Gemeinde auch das mehr als 50 Jahre alte Mobiliar aus. Dabei blieb jedoch zunächst die Frage unbeantwortet, was weiter damit geschehen sollte.

 

Eine Mitarbeiterin der Werkstätten erfuhr nun über eine Bekannte, dass sich die Gemeinde von den alten Eichenbänken trennen wollte und zählte eins und eins zusammen. Schließlich gibt es auch den Bereich „Holzverarbeitung“ in den Werkstätten, wo man sich über massives Holz – noch dazu bereits geschliffen und geölt und in passender Größe zur weiteren Produktion – freut. „Das Bistum Münster war sehr gerne bereit, uns die Kirchenbänke zu spenden“, erzählt Peter Zündorf, Bereichsleiter Holz, Druckerei und Textil, vom weiteren Verlauf. Vor einigen Wochen steuerte er dann mit zwei Beschäftigten und einem großen LKW die Lagerstätte an und lud gemeinsam mit ihnen die rund 60 Kirchenbänke ein. Dr. Thomas Fusenig, Gruppenleiter „Kunstpflege“ im Bistum Münster sagt: „Holzkirchenbänke geben wir zur Weiterverarbeitung nur an karitative Werkstätten, wenn es sich um Holzobjekte handelt, die wir aus denkmalpflegerischer und kunsthistorischer Sicht guten Gewissens abgeben können. Das prüfen wir zuvor von Objekt zu Objekt. Schließlich begrüßen wir es, dass wir mit unseren eingeschränkten Möglichkeiten der Weitervermittlung hin und wieder einen kleinen Beitrag zum Nachhaltigkeitsgedanken leisten und gleichsam die sehr wichtige Arbeit karitativer Organisationen unterstützen können.“

 

Nun arbeiten Petra Schlömer und Matthias Mersch in den Werkstätten Tag für Tag daran, das Holz von den Stahlgestellen abzuschrauben und es zu reinigen. Dabei haben die Beschäftigten in der Holzverarbeitung unzählige Kaugummis unter den ehemaligen Sitzflächen entdeckt. Und ganz klein zusammengefaltete Gemeindebriefe, die in einen schmalen Spalt zwischen Gestell und Holz gesteckt wurden. „Einer sogar aus dem Jahr 1975, in dem für Betroffene des Vietnam-Kriegs gesammelt wurde“, berichtet Zündorf, der das „Zeitdokument“ aufhob. Den gelernten Schreiner fasziniert dieser geschichtliche Aspekt des immer noch tadellosen massiven Eichenholzes, das „schon viel erlebt“ hat.

 

Für Barbara Tietz, Verwaltungsreferentin in der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser und Ansprechperson von Zündorf während der Aktion, war die Kooperation besonders auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit ein Glücksfall: „Wir freuen uns sehr darüber, wenn die ausgelagerten Bänke auf diese Weise noch ein ‚zweites Leben‘ bekommen.“ Diese Freude ist ganz auf Seiten der Werkstätten – „eine tolle Win-win-Situation“, so Zündorf.

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