In der Trauer miteinander auf dem Weg

Im Anna-Katharinenstift Karthaus gibt es zahlreiche Verabschiedungsrituale

Karthaus (pbm/mek). In der Kapelle des Anna-Katharinastifts Karthaus ist seit der Renovierung ein großes Bild angebracht. In bunten Farben leuchtet es den Menschen entgegen. Die ehemalige Mitarbeiterin Brigitte Rottmann-Teetz hat es gestaltet und als zentrales Motiv die Jünger auf dem Weg nach Emmaus gewählt. „Es ist ein österliches Bild, ein Bild der Hoffnung auf Auferstehung“, sagt Ferdi Schilles. Besondere Bedeutung erhalte diese Perspektive, wenn eine Bewohnerin oder ein Bewohner der Einrichtung für Menschen mit Behinderung gestorben ist. „Der Sarg steht dann vor dem Bild. Das erinnert uns daran, dass wir darauf vertrauen können, dass auch in der Situation des Schweren jemand mit uns auf dem Weg ist“, erklärt der leitende Seelsorger. Dieser Gedanke trage nicht nur die Bewohner, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in schweren Stunden.

 

„Wir sind eine große Gemeinschaft. Da gehört das Sterben und Trauern zum Leben dazu. Deshalb ist die Begleitung unserer Bewohnerinnen und Bewohner auch immer ein Thema“, sagt Schilles. „Wir können diesem Thema viel Raum geben, denn wir kennen die Menschen gut. Sie wohnen oft schon lange bei uns“, berichtet er weiter. Die ersten Begleiter der Bewohnerinnen und Bewohner seien die Kollegen in der Gruppe. Auch wenn jemand im Sterben liege. Dafür stünden beispielsweise zwei Verabschiedungskoffer bereit. Ihr Inhalt: ein Kreuz, Kerzen, eine Mappe mit Gebeten und Liedern, eine CD mit ruhiger Musik, eine Decke und Massageöl. Mit den Materialien sei es möglich, eine gute Atmosphäre für den Sterbenden zu schaffen. „Wir bieten unseren Mitarbeitern ein zweitägiges Fortbildungsmodul zum Thema ‚Den Abschied gestalten‘ an. Zudem arbeiten bei uns auch palliativ ausgebildete Fachkräfte. Ebenso sind wir gut nach außen beispielsweise mit dem Palliativnetzwerk und der Hospizbewegung vernetzt“, erklärt Schilles.

 

Wenn ein Mitglied einer Wohngruppe versterbe, gebe es zahlreiche Rituale. So seien die Mitbewohner eingeladen, sich in seinem Zimmer von ihm zu verabschieden. „Wir beten und singen gemeinsam am Bett des Verstorbenen“, erklärt Schilles. In der Kapelle werde bis zur Beerdigung ein Tisch mit unterschiedlichen Erinnerungsgegenständen aufgestellt. „Damit würdigen wir die Person und erinnern uns an sie in allen Facetten“, berichtet er weiter. Eine sinnliche Wahrnehmung sei gerade für Menschen mit einer geistigen Behinderung wichtig, um den Tod zu begreifen. „Sie müssen den Toten sehen und erleben, denn auf diesem Weg begreifen und verarbeiten sie es“, ergänzt Schilles. Die unterschiedlichen Rituale böten eine Struktur, denn die Trauer brauche in jedem Menschen einen Ausdruck. Die Spannbreite reiche dabei von Weinen über Wut bis hin zur Aggression. „Mit unserer Verabschiedungskultur bieten wir den Menschen einen Rahmen, in dem ihre Gefühle kanalisiert werden“, sagt er. Deshalb sei es gut, der Trauer diesen Raum zu geben.

 

Nach dem Sechswochenamt erhalte die betroffene Wohngruppe die Erinnerungsgegenstände wieder zurück. „Und sie bekommen einen Stein, den sie gemeinsam gestalten und am ‚Erinnerungsbaum‘ ablegen“, informiert er. An zwei Stellen auf dem großen Gelände gebe es Erinnerungsbäume. „Denn für viele Bewohner ist der Weg zum Friedhof zu weit. Doch es ist wichtig, einen Ort zu haben, an dem die Trauer, der Verlust und die Erinnerung festgemacht werden können“, erklärt Schilles den Hintergrund.

 

So seien die Mitarbeiter und die Bewohner in ihrer Trauer miteinander auf dem Weg, wie die Jünger auf dem Bild in der Kapelle.

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